Auf Mallorca überwintern 2

Wenn ich in Deutschland erzähle, dass ich die Wintermonate zum größten Teil auf Mallorca verbringe, spüre ich oft ein wenig Neid bei meinen Gesprächspartnern. Für dieses Gefühl habe ich viel Verständnis. Wer liebt schon die trüben, regnerischen Wintertage, die wir jetzt immer häufiger erleben.
Die wichtigste Frage ist stets: "Wie sind auf Mallorca die Temperaturen im Winter?"
Ich pflege zu antworten, es sind Frühlingstemperaturen. 15° +-. Manchmal hat man Glück, und es ist mehrere Tage bis zu 20° warm, und manchmal sinken die Temperaturen am Tag auf 10°. In den Nächten können sie sich auch dem Gefrierpunkt nähern. Gelegentlich regnet es, und manchmal überquert ein heftiger Sturm die Insel.

Wenn man von Port Pollenca nach Pollenca fährt, kann man an manchen Tagen den höchsten Berg Mallorcas, den Puig Major und teilweise die vorgelagerten Gipfel schneebedeckt sehen. Die Straßen, die in seine Gegend führen, sind dann nicht befahrbar.

Was mich am meisten begeistert, ist das unglaublich helle, schöne Licht. Trübe Tage sind die Ausnahme. Es ist fast immer hell. Da bessert sich selbst die schlechteste Laune, die bei mir glücklicherweise auf Mallorca selten bis gar nicht entsteht.

Dieser Winter 2023/2024 ist ungewöhnlich warm, das bestätigen unsere hier lebenden Verwandten. Meine dicken Jacken habe ich kaum getragen. Die Heizung im Apartment ist meistens ausgeschaltet. Die langärmeligen Hemden und die Pullover hängen im Schrank.
Die letzten Wochen waren traumhaft schön, gleichzeitig aber für diese Jahreszeit beängstigend warm.

Mein Maßstab für schönes Wetter ist stets das Frühstück, auch früher schon immer eine äußerst wichtige Angelegenheit für uns. Ganz besonders seit meiner Pensionierung, die genügend Zeit dafür einräumt.

Meine schönsten Tage im Januar und Februar beginnen mit einem ausgedehnten Frühstück auf dem sonnigen Balkon. Das darf ich momentan fast täglich genießen. Was auf dem Bild fehlt, ist mein Handy, mit dem ich die Online-Version der Nürnberger Nachrichten lesen kann, und das mir hier die Papier-Zeitung ersetzt.

Höhlenforscher

Mein Sangesfreund Heinz verbrachte mit seiner Partnerin Barbara drei Wochen Urlaub in der Apartmentanlage. Wie ich schon berichtet habe, unternahmen Heinz und ich schöne Fahrradtouren.
Ich zeigte ihnen aber auch andere Schönheiten der Insel. So zum Beispiel eine Höhle, die nicht touristisch erschlossen ist, und die ich durch einen Earthcache gefunden habe. (Für Geocacher: https://coord.info/GC61J8P)

Hier sind einige Bilder, die wir mit Hilfe von Taschenlampen aufgenommen haben:

Ich liebe diese Höhle. Sie ist ursprünglich, nicht "aufgetakelt". Wenn man sie erforscht, schwingt ein wenig Abenteuer mit. Und schön ist das, was man sieht, allemal.

Kleine Wanderung an der Ostküste

Zwei Tage, mit einer Übernachtung, war ich mit dem Büsle unterwegs. Sehr gut übernachtet habe ich übrigens bei Punta de n'Amer, auf einem Parkplatz direkt am Strand.

Eigentlich hätte ich gerne in einem Restaurant zu Abend gegessen. Laut Internet wären in der Nähe drei geöffnet gewesen. Eine Stunde lang wanderte ich von Restaurant zu Restaurant, um dort vor verschlossenen Türen zu stehen.
Das ist ein Problem beim Urlaub auf Mallorca im Winter. Fast alle Restaurants haben sich auf Touristen eingestellt und schließen, wenn keine Touristen da sind. Leider betrifft das inzwischen auch immer häufiger die Restaurants, die in der Vergangenheit für die Mallorquiner geöffnet waren.
Mein Abendessen bestand schließlich aus einem (ganzen) Hähnchen, das ich mir im Supermarkt zum halben Preis von € 4,20 gekauft hatte. Die Hälfte davon habe ich verspeist, die andere Hälfte für später aufgehoben. Mit dem exklusiven Blick aufs Meer beim Abendessen war das auch nicht die schlechteste Alternative.

Ich ließ mich wie - fast immer - von meinem Hobby an schöne Orte führen. In diesem Fall waren es drei kleine Buchten bei Porto Christo.

S. Estany d'en Mas,
Cala Anguila,
Cala Mendia

Es war gut warm an diesem Tag, und ich hatte -unprofessionell - nichts zum Trinken mitgenommen. Das Auf und Ab zwischen den Buchten hat aber für Durst gesorgt. Ich fand ein geöffnetes Restaurant mitten im Ort, nahm Platz und bestellte ein Getränk. Richtig hungrig war ich zwar nicht. Ich fragte trotzdem nach einem Bocadillo, einem belegten Weißbrot. Die perfekt deutsch sprechende Bedienung bot mir das Tagesmenü an. Nach kurzem Zögern kam ich zum Ergebnis: "Warum nicht" und bestellte.
Das war eine gute Entscheidung.

Es gab eine mallorquinische Spezialität, die freundliche Bedienung behauptete es wenigstens. Den Namen habe ich mir nicht gemerkt, zwischenzeitlich aber im Internet gefunden.
Es war eine sehr schmackhafte Fleischbrühe mit Reis, ein wenig Gemüse und drei Fleischbrocken. Die Mallorquiner nennen das Essen "Arroz brut", was so viel heißt, wie "schmutziger Reis". Angeblich schmeckt der besonders gut, wenn man vorher die Füße darin gewaschen hat. Möglicherweise war das auch so, die Suppe hat mir nämlich ausgesprochen gut geschmeckt.

Allgemein ist die Gastronomie auf Mallorca nach meiner Beobachtung teuer geworden. Das ist ja für uns in Deutschland auch nichts Fremdes. Aber dies hier war preiswert. Menü und ein Glas Bier kosteten € 9,50. Da kann man nicht meckern.

Eine besondere Fahrradtour

Es gibt in der Umgebung von Port Pollenca so etwas wie einen Lieblingsplatz von Christiane und mir.
Wann immer wir auf Mallorca angekommen sind, fuhren wir gleich am ersten Tag den Berg hoch Richtung Formentor, zum Wachturm am Talaia d'Albercutx. In diesem Jahr musste ich leider diese schöne Tradition unterbrechen. Ich wagte es nicht, mit dem Büsle hoch zu fahren.

Die Torres oder auch Talaias auf Mallorca sind Signal-, Wach- und Verteidigungstürme, die sich vor allem an der Küste, aber auch im Inselinneren befinden.

Der Wachturm am Talaia d'Alberkutx ist einer von vielen. Von dort aus hat man einen traumhaften Blick auf das Mittelmeer, die Ausläufer des Tramuntanagebirges, die Halbinsel Formentor und die Bucht von Pollenca.

Meine Kondition war immer noch nicht die beste. Das Gesäß und der Sattel meines Fahrrades haben sich zwar etwas angenähert, aber bei weitem noch keine Freundschaft miteinander geschlossen.

Mutig fuhr ich los, zunächst die ersten Kilometer bequem auf Strandhöhe. Dann kam ich zu dem, was Googlemaps eine "moderate" Steigung nennt. Das stimmte zunächst. Mein Elektromotor wiegte mich bis zur zweiten Haarnadelkurve in Sicherheit.
Aber dann wurde es für mich deutlich schwieriger. Im kleinsten Gang musste ich den Motor kräftig unterstützen. Und das ohne Schonung durch kleine erholsame ebene Strecken. Es ging ohne Unterbrechung, ich behaupte nicht moderat, bergauf. Besonders anstrengend wurde es in den Kurven.
Ich frage mich, ob das daran lag, dass für mein Elektroklapprad in der Betriebsanleitung, die ich gelesen habe, ein Höchstgewicht von 100 kg angegeben ist.

Langer Rede, kurzer Sinn. Ich war mächtig stolz darauf, die ca. 200 Höhenmeter bis zum Coll de Creueta ohne anzuhalten geschafft zu haben.

Wieder zu Atem gekommen, bewunderte ich erneut die von den vielen früheren Besuchen dieser Stelle bestens bekannte Aussicht. Davon kann ich einfach nicht genug haben.

Jetzt wurde ich übermütig. Warum sollte ich nicht versuchen, auch noch zu unserem Lieblingsplatz am Wachturm zu kommen? Gedacht, getan. Ich überquerte die Straße nach Formentor und begann mit dem zweiten Anstieg an diesem Tag. Der war, das hatte ich nicht erwartet, so moderat wie die ersten zwei Haarnadelkurven. Ich kam gut voran, der Elektromotor leistete sehr viel, und ich musste nur wenig unterstützen.

Ich kam dem Wachturm sehr nahe. Die Straße wurde wieder steiler, und meine Kräfte ließen doch nach. Nach dem Motto: "Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt" ging ich ein Stück zu Fuß bergauf. Geschätzt 50 Höhenmeter unterhalb des Turms gab ich mich mit dem Erreichten zufrieden.

Schluss gemacht habe ich nur mit der Aufnahme. Danach ging es noch ein schönes Stück weiter, bis ich mich zur Umkehr entschloss.

300 (dreihundert) Höhenmeter - für mich wars was.

Die Abfahrt war sehr schön, ich genoss sie. Mein Elektroklapprad hat gute Bremsen, die ich fleißig nutzte.

Noch eine Berg-Fahrradtour

Frech geworden riskierte ich einige Tage später erneut eine Fahrradtour auf einen Berg. Ich wählte den St. Marti aus, einen markanten Berg zwischen Alcudia und Port Pollenca. Dieser schöne Aussichtsberg bietet einen herrlichen Blick auf die beiden Buchten und die sie begrenzenden Berge.

Aber der Reihe nach. Auch dieses Mal hatte ich andere Pläne. Ich wollte gemütlich nach Alcudia fahren, und dort ein Bier trinken. Unterwegs packte mich wieder der Ehrgeiz. Ich sah den St. Marti und entschloss mich, dort hinauf zu fahren.

Zunächst ging es ganz gemütlich, immer am Rand der Bucht. Zwar ist das eine viel - und teilweise zu schnell - befahrene Straße, aber es gibt breite Fahrradwege, und der Blick auf die Bucht ist immer wieder schön.

Schließlich zweigt man vom Zubringer zur Autobahn nach Palma ab und kommt auf einen breiten, ausgefahrenen, festen Waldweg. Der steigt gleich gut an, das Elektrofaltrad bewältigt aber mit meiner Hilfe die Steigung gut.
Auf halber Höhe zum Gipfel findet man eine breite, asphaltierte Straße vor, angelegt sicher für die Wartung der zahlreichen Antennen am Gipfel. Die Straße bring einen schnell zur ersten Aussichtsstelle und führt dann quasi als Panoramastraße zum Gipfel.

Wieder habe ich stolze 260 Höhenmeter überwunden. Die Abfahrt ging schon deutlich routinierter, als die vorausgegangene. Ich fühlte mich auch sicherer. Dieses Mal hatte ich den Fahrradhelm nicht vergessen.

Auf meinem Rückweg vermied ich die Rennstrecke und fuhr über die typischen kleinen Sträßchen, vorbei an wunderschönen Fincas und landwirtschaftlichem Gelände.

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